Ortsbeschreibung
1864/65:
Leisnitz, 1 Meile (ca. 8 km;Anmerkung W.K.) von Leobschütz
entfernt, besteht aus 2 Erbrichtereien, 47 Bauer- und 199
Gärtner- und Häusler stellen mit 1549 Morgen Land
(8000 Morgen;Anmerkung W.K.), welches sehr coupiert
(sehr aufgeteilt;Anmerkung W.K.) und daher nur als
mittelmäßig anzusehen ist. Die Einwohner leben
meist im Wohlstande, auch sind die Handwerker hier so stark
vertreten, daß bereits zwei Innungen, die eine für
Bekleidungs- und die andere für Holz- und Metallarbeiter
gebildet wurden. Der Ort hat eine Wassermühle und mehrere
Steinbrüche. Der Viehstand besteht in 200 Pferden, 5
Bullen, 580 Kühen, 90 Stück Jungvieh, 1400 Schafen
und 20 Zuchtschweinen. An Steuern zahlt die Gemeinde jährlich
: 1608 Thlr. Grundsteuer, 55 Thlr. Haus-, 78 Thlr. Einkommen-,
1311 Thlr. Klassen- und 104 Thlr. Gewerbesteuer. Leisnitz
hat eine katholische Pfarrkirche und Schule. Die Kirche soll
schon vor dem Jahre 1657 bestanden haben und 1715 renoviert
worden sein; sie hat einen Turm mit drei Glocken und einer
Uhr. Ein Pfarrer und ein Cooperator besorgen den Gottesdienst.
Die Schule hat bereits im Jahre 1660 bestanden und es werden
in derselben von 3 Lehrern 186 Kinder unterrichtet.
(Quelle : Topographisches Lexikon von Oberschlesien, 1864/65)
Zum ersten Male wird dieser Ort urkundlich im Jahre 1238 erwähnt.
In einer Verkaufsurkunde dieses Jahres wird als Zeuge ein
Waltherus von Lisentiz angeführt, wie Leisnitz damals
hieß. Ein Kirchlein befand sich in Leisnitz schon in
den Zeiten der Besiedlung des Ortes durch die Johanniter.
Da Leisnitz zur Kommende Gröbnig gehörte, wirkten
Johanniterpriester hier als Seelsorger und verwalteten als
Administratoren die reichlich dotierte Pfarrstelle. Die Reformation
fand kaum Eingang in diesem Ort, da die Komturen streng über
dem alten Glauben wachten. Wir finden keine Spur über
Anstellung lutherischer Prediger in den Kommendedörfern.
Einen Zeugen aus jenen Zeiten besitzt die Kirche in ihrem
heute noch im Gebrauch befindlichen Taufstein mit der Jahreszahl
1589. Das heutige Gotteshaus ist eine massive Steinkirche,
die 1667 erbaut wurde. Die alte Kirche war 1666 mit dem Turm
abgebrannt. Ein Stein im Sockel des Turmes weist auf das Erbauungsjahr
hin. 1714 erweiterte man die Kirche durch den Anbau des heutigen
Presbyteriums, 1812 brannte der obere Teil des Turmes ab,
dessen frühere Zwiebelform die heutige Spitze mit dem
Johanniterkreuz erhielt. Damals mußte der aus schweren
Grauwackesteinen errichtete Turm wegen vieler Risse mit einer
Anzahl von Ankern versehen werden. Der Hochaltar des Gotteshauses,
ein Geschenk des Anbauers Josef Behr, wurde 1887 von Kunsttischler
Ondrusch in Leobschütz angefertigt. Das Altarbild stellt
den Patriarchen Zacharias von Jerusalem und den Kaiser Heraklius
dar. Letzterer trägt im Büßergewande das Kreuz
auf den Kalvarienberg. Das Fest Kreuzerhöhung ist Patronatsfest
der Kirche. Dieses monumentale Bild, von Professor Schall
in Breslau gemalt, erfuhr in den letzten Jahren eine neue
Ausstaffierung. Die beiden Figuren an der Seite des Altares
stellen den hl. Josef und die hl. Helena dar. An der Kirchenwand
zu beiden Seiten des Altares stehen die Figuren des hl. Antonius
und des hl. Franziskus. Die Seitenaltäre sind der hl.
Mutter Anna und dem hl. Valentin geweiht. Die Malerei der
Kirche führte im Jahre 1894 der Kirchenmaler Klink aus
Babitz aus. Im Besitz der Kirche befindet sich ein alter Kelch,
den der Komtur Hans von Niemanitz im Jahre 1523 schenkte.
Die kostbare Monstranz ist ein Geschenk von drei Wohltätern
aus dem Jahr 1895. In demselben Jahre stiftete ein Besitzer
die Kreuzwegstationen. Mag auch das Gotteshaus äußerlich
altertümlich erscheinen, so stimmt die kunstvolle Innenausstattung
den Beter zur innigen Andacht. Nur wenige Spuren der Verwüstung
aus den Kriegstagen von 1945 weist die Kirche auf. (Quelle
: "Leobschützer Heimatbuch") |